Macht die Geheimnisse produktiv: Joseph Beuys morgen

23.01.2016 10:00 UHR

Macht die Geheimnisse produktiv: Joseph Beuys morgen

Zum 30. Todestag von Joseph Beuys veranstaltet die Stiftung 7000 Eichen ein Symposium im Hörsaal der Kunsthochschule Kassel. Die Veranstaltung beginnt um 10 Uhr und endet um 18 Uhr. Um Anmeldung unter stiftung[at]7000eichen.de wird gebeten. Die Teilnahmegebühr beträgt 20 Euro, für Studierende der Kunsthochschule Kassel 10 Euro.

 

Mehrmals seit 1974 befasste sich Joseph Beuys mit den New Yorker Zwillingstürmen, Sitz des mächtigen Welthandelszentrums (WTC). Auf einem seiner bekanntesten Multiples heißen die Türme Cosmos und Damian – so benannt nach den frühmittelalterlichen arabischen Zwillingsbrüdern, Medizinern und Wanderheilern, die sich weigerten, Geld für ihre Heilkünste anzunehmen.

Das Thema taucht seitdem in immer eindringlicheren Arbeiten auf, darunter eine, die die Twin Towers – den 11. September 2001 quasi vorwegnehmend – in Flammen und zusammenbrechend zeigen.

1979, ein letztes Mal in NY, lässt sich Beuys vor der Kulisse der Zwillingstürme fotografieren: In einer demonstrativen Geste sieht man ihn auf sie hinweisen, so als lege er den Finger auf eine Wunde.

Für die Kunst von Joseph Beuys war Heilung ein zentrales Anliegen. Dabei hatte er stets den Gesellschaftsorganismus als Ganzes im Blick.

Ein Begleitwerk der Kasseler 7000 Eichen – der konsequentesten Ausformung seiner Idee der Sozialen Plastik – heißt nicht zufällig DasEndedes20.Jahrhunderts: Kaum zu übersehen, dass Beuys mit dem Ende der Moderne einen Richtungswechsel in der Kunst eingeleitet hat. Der Begriff bleibt nicht mehr am einzelnen Kunstwerk haften; Beuys vermochte nicht länger Künstler im tradierten Sinn zu sein. Aus der Logik der Kunst selbst heraus, so seine Aussage, sei er dazu geführt worden, ihr weitere Horizonte zu öffnen.

Seine wahren Auftraggeber waren die Fragen und die Gefährdungen seiner Zeit. Sie entstammen keinem Kunstbetrieb. Sie fand er in den Bereichen der entrechteten Natur, der zunehmenden Macht des Geldes, der als unfrei erlebten Erwerbsarbeit, der durch Parteien dominierten Demokratie, des bürokratischen Bildungswesens. In all diesen Feldern mit den Mitteln der Kunst – also mit einer die Sinne schärfenden und sensibilisierenden Aktivität - transformierend zu wirken, sah er als seine Aufgabe an.

Joseph Beuys fehlt in einer Gegenwart, in der sich in fast allen diesen Bereichen die Krisen bedrohlich verschärfen. Richtungweisende Lösungsansätze aus seinem Labor – die Idee der Free International University (FIU), die Bewegung für Direkte Demokratie und die Aktion Bedingungsloses Grundeinkommen im Ideenkomplex eines neuen Ökonomiebegriffs – sind jedoch durchaus nachhaltig virulent.

Die Ursache liegt in der Zukunft, meinte Beuys. Mit dem Kunstwerk 7000 Eichen hat er eine Soziale Skulptur geschaffen, das sich der Zukunftsdimension in besonderer Weise öffnet. Sich dieser vorrangig zu widmen, nimmt sich das Symposium vor. (rts)

Ablauf des Symposiums

10.00
Oberbürgermeister Bertram Hilgen und Volker Schäfer, Stiftung 7000 Eichen: Begrüßung

10.15
Lutz Mommartz, Filmausschnitt: Was sind die Fragen der Leute?

10.30
Eugen Blume: Wo ist Joseph Beuys?

11.30 Pause

11.45
Johannes Stüttgen und Dirk Schwarze, Dialog: Über 30 Jahre 7000 Eichen – Beuys wirkt. Wirkt Beuys?
Moderation: Elke Bockhorst, Stiftung 7000 Eichen

12.45
Werner Nekes, Film: Beuys reflektiert seine Kunsttheorie

13.00
Pause – Imbiss. Bei Bedarf Gelegenheit für einen kurzen Besuch der Ausstellung Joseph Beuys – 7000 Eichen – StadtRaum und Zeit in der Neuen Galerie

14.00
Fabian Püschel, Film: „7000 Eichen“, Vorführung und Gespräch: Erfahrungen beim Drehen

15.00
Antje von Graevenitz und Christa-Maria Lerm Hayes
Gespräch: Spuren von Joseph Beuys – indirekte Nachwirkungen.
Moderation: Prof. Joel Baumann, Rektor der Kunsthochschule Kassel

16.00 Pause

16.15
Andres Veiel, Lukas Beckmann, Rhea Thönges-Stringaris, Trialog: Was bleibt – Was wird.
Moderation: Volker Schäfer, Stiftung 7000 Eichen

18.00 Ende der Veranstaltung




Alle Veranstaltungen