Die unsichtbaren Grenzen

24.04.2019 14:00 UHR

Die unsichtbaren Grenzen

Präsentation und Gespräch mit Barrack Rima.

Rima richtet in der Beirut-Triologie den Blick auf die Libanesische Hauptstadt, die er als Zwanzigjähriger verlassen hat. Zwanzig Jahre liegen auch zwischen der der Entstehung des ersten und des dritten Teils.

In einer polyphonen Erzählung nimmt uns Rima mit in ein umstrittenes Beirut, von den Protestbewegungen der Sechziger Jahre zu denen von 2015. Zwischen Dokumentarischer Bilderzählung und Science-Fiction zeigt er uns Beirut, wie er es heute sieht: In den Fängen von Ninjaturtles und anderen Raubtieren, von Petrodollars befeuerten Immobilienentwicklern und Schaumschlägern, die die Stadt plündern, ihren öffentlichen Raum, ihre Erinnerung und ihre Geschichten. Er hadert mit dem nostalgischen Blick, den er selbst auf die sechziger Jahre wirft, als Beirut als ''Mekka der Revolutionäre'' galt, seine Mutter jung war und voller Träume, die sie ihm vererbt hat. Und er fragt nach der Rolle des Hakawati, des Geschichtenerzählers, der sich in verschiedenen Figuren am Rand der Erzählung immer wieder von neuem materialisiert. Wer oder Was ist der Erzähler im Exil, von wo aus spricht er, zu wem?

Neben der Beirut-Triologie wird Barrack Rima seine Zeitungsstrips für die Al-Akhbar und sein aktuelles Projekt Les frontières invisibles vorstellen, das in Zusammenarbeit mit dem Journalisten Christophe Dabitch diesmal ein journalistisch-soziologisches Porträt von Beirut zeichnet.

Prägend für Barrack Rimas Comics ist das Element der Collage, das sich sowohl in der Integration verschiedener Zeichenstile zeigt, als auch in Scherenschnitten, die stellenweise in den gezeichneten Raum eingebaut sind. Sprachlich versucht er keinen Realismus, sondern nutzt Offtext und Sprechblase als Ort, der Sprache ausstellt, mit Zitaten arbeitet und durch Wiederholungen rhythmisiert.

Barrack Rima, geboren 1972 in Tripoli (Libanon), lebt als Filmemacher und Comiczeichner in Brüssel und Beirut. Rima ist Gründungsmitglied des Libanesischen Comic-Kollektivs Samandal, das 2019 den prix de la bande dessinée alternative in Angoulême gewann.
Seine Zeitungsstrips erschienen wöchentlich auf Flämisch in der Brussels deze Week und auf Arabisch in der Al Akhbar. Im Magazin Samandal veröffentlicht er als fortlaufende Serie das arabischsprachige Nap before Noon.
In Buchform erschienen von ihm Le Conteur du Caire (La Cafétière, 1998), Beyrouth (1995, Plan BEY), Beyrouth Bye Bye (2013, Plan BEY), und Beyrouth Rewind. Die drei Letztgenannten erschienen 2018 als in einem Band bei Alifbata in Marseille.

Termin & Ort
Mittwoch, 24.04.19, um 14 Uhr
Raum 0110 (Kunsthochschule Kassel)

Gefördert durch Wallonie-Bruxelles International.




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